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Fr, 09.08.2019, 18:12 Uhr

Die Panzerwaschanlage in der Wahner Heide

Wie alle kleineren Gewässer der Umgebung leidet auch die ehemalige PWA in diesem Hitzesommer 2019 unter Wassermangel.

Seit dem Abzug der belgischen Streitkräfte 2004 aus der Wahner Heide hat sich die Panzerwaschanlage, gegenüber vom ehemaligen Camp Altenrath, zu einem Gewässer-Biotop entwickelt. Anders als die im umgebenden Hühnerbruch typischen Temporärgewässer, Pfützen auf Wegen, führt die PWA dank ihrer Betonbauweise das ganze Jahr über Wasser. Und bietet damit anderen Arten einen Lebensraum. In den Pfützen und Tümpeln laichen Kreuzkröten und leben Urzeitkrebse (Branchipus), für sie ist es sogar existenziell, dass diese Temporärgewässer im Sommer austrocknen. So sind sie frei von Fressfeinden für die Kröten-Quappen.

Frösche, Libellen, Molche

In der PWA hingegen fühlen sich u.a. die Teichfrösche wohl, die das ganze Jahr über am und im Wasser leben. Sie können hier einfach und zahlreich beobachtet werden. Und wo Teichfrösche sind, ist auch die Ringelnatter oft anzutreffen, Frösche gehören zu ihrer Lieblingsbeute. Zu der Lieblingsbeute der Teichfrösche wiederum gehören Libellen, die Larven der meisten Arten brauchen zwei bis vier Jahre im Gewässer, um sich zur Libelle zu entwickeln, z.B. die Blaugrüne Mosaikjungfer. Auch sie braucht somit ein Gewässer, welches stetig Wasser führt. Kompromissbereiter ist da der Teichmolch, welchen man sowohl in den Pfützen als auch in der PWA beobachten kann. Seine Larven haben sich meist bis Juni / Juli fertig entwickelt und verlassen dann, wie auch viele der Elterntiere, den Teich und gehen an Land. Für sie ist es nicht lebensbedrohend, wenn der Teich dann austrocknet.

Alle genannten Arten und / oder deren Larven sind also mehr oder weniger auf die PWA angewiesen, so wie sie derzeit ist. Derzeit heißt, in diesem Hitzesommer: noch führt sie Wasser, aber es war schon eng an den Rekord-Temperatur-Tagen im Juli, für die verbliebenen Molch- und Libellenlarven. Das nächste noch nicht ausgetrocknete Gewässer ist die ehemalige Tongrube bei Altenrath, knapp zwei Kilometer entfernt. Eine lange Strecke für feuchtigkeitsliebende Amphibien durch eine von Dürre gezeichnete Wahner-Heide-Landschaft. Und die verbliebene Wasserfläche war mehr mit Vegetation, v.a. Wasserschlauch, gefüllt, als mit Wasser. Für Kiemenatmer purer Stress.

Feuerwehreinsatz für die Panzerwaschanlage

Um dem abzuhelfen, hat die Flughafen-Feuerwehr, sozusagen als Nachbarschaftshilfe, freundlicherweise 3-5000 Liter Wasser gespendet (01. August 2019). Das reichte nicht um die PWA zu füllen, aber um das Schlimmste zu verhindern allemal. Den Libellen-Larven und Frosch-Quappen hat es vermutlich das Leben gerettet, den Fröschen und Molchen etwas Stress genommen. Danke auch im Namen der genannten PWA-Bewohner.

Aber wie geht es weiter?

Mit der Heideterrasse, der Wahner Heide, und der Panzerwaschanlage? Ist das jetzt schon Klimawandel und somit normal? Müssen sich die derzeitigen Bewohner der PWA alsbald ein neues Biotop suchen, das nicht nur temporär Wasser führt? Oder bleibt eines der Starkregen-Ungewitter künftig auch mal in der Wahner Heide hängen, anstatt wie bisher dran vorbei zu ziehen? Oder muss man doch nochmal über die in fernerer Vergangenheit durchgeführten Entwässerungsmaßnahmen nachdenken, v.a. die gezogenen Entwässerungsgräben?

Viele Fragen, hoffentlich auch effektive Antworten.

Von Justus Siebert

  • Die PWA am 27.07.2019: Noch ist Wasser drin, aber es wird knapp. Foto: Justus Siebert
  • PWA 01.08.2019: Die Flughafen-Feuerwehr spendiert Wasser. Foto: Privat
  • PWA, 03.08.2019: 2 Tage nach dem Feuerwehr-Einsatz. Foto: Justus Siebert
  • PWA 27.07.2019: Von der Quappe zum Teichfrosch, noch mit Schwanz. Foto: Justus Siebert