Aktuelle Meldung:

Mo, 17.02.2020, 13:02 Uhr

Wolf auf Autobahn A3 geblitzt, Anschlussstelle Königsforst

Mit „hohem Tempo“ wurde ein männlicher Wolf von einer Fotofalle erfasst, wie letzten Freitag in der Presse zu vernehmen war.

Laut der zuständigen Behörde, dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV), war die Aufnahme bereits vom 27.07.2019. Aus Kapazitätsgründen konnten die Fotofallen erst jetzt ausgewertet werden, und somit ist man erst jetzt auf diese Aufnahme gestoßen.

Und natürlich ist der Wolf (zum Glück) nicht auf der A3 selbst von einer Radarfalle erwischt worden, sondern von einer Wildkamera auf der Grünbrücke, welche über die A3 führt. Der Wolf hat also genau das gemacht, was man sich von dem Bau der Wildbrücke erhofft hatte: statt sich auf der Straße totfahren zu lassen, und Unfallschäden zu verursachen, hat er die Grünbrücke benutzt, um vom Königsforst aus in die Wahner Heide zu gelangen. Genau genommen ist diese Brücke nicht für den Wolf gedacht gewesen, Leitart ist hier der Rothirsch, der sie seit der Eröffnung Ende 2013 regelmäßig benutzt. Aber auch andere Wildtierarten wie Wildschweine, Rehe, Füchse, Dachse, Feldhasen, Eidechsen, Kröten, Heuschrecken u.a. profitieren von dieser Brücke, wie das Monitoring mit den Fotofallen belegt. Man hatte etwas auf die Wildkatze gehofft, die bislang nicht im Kamera-Fokus aufgetaucht ist, nun ist es halt ein Wolf. Was seitdem aus ihm geworden ist, weiß man nicht, es liegen keine weiteren Infos von ihm vor, auch nicht, wo er herstammt. Er ist jedenfalls nicht identisch mit der Wölfin, welche seit Herbst letzten Jahres immer mal wieder im Raum Engelskirchen und Lohmar aufgetaucht war.

Wahrscheinlich hat er als Jungwolf nur mal vorbei geschaut, ob Wahner Heide und / oder Königsforst sein neues Revier sein könnten, und ist längst wieder weiter gezogen, weil es ihm doch nicht geeignet erschien, zu klein, zu viel Störung durch Menschen. Immerhin sagt dieser Nachweis, dass die Ansiedlung eines Wolfsrudels im Bergischen möglich ist, mindestens zwei Wölfe haben es bis hierher geschafft im letzten halben Jahr. Auch wenn der Wolf ein Raubtier ist, für Spaziergänger besteht keine akute Gefahr, da der Mensch nicht in sein Beuteschema passt und er allem was nicht Beute ist lieber ausweicht. Für Nutztierhalter ist es allerdings keine „super“ Nachricht, denn sollte sich hier ein Wolfsrudel ansiedeln, müssen sie für Herdenschutz sorgen.

Die gute Nachricht aber ist: Unter anderem wegen der von der Wölfin im letzten Herbst begangenen Schafsrissen ist der Bergische Kreis zum Wolfsverdachtsgebiet ernannt worden. Und das bedeutet, dass man Unterstützung beantragen kann für Herdenschutzmaßnahmen, wie die Anschaffung von Zäunen und Schutzhunden.

Ziemlich zufällig hatte zwei Tage vor der Pressenachricht der offizielle Wolfsberater für die drei Bergischen Kreise, Dietmar Birkhahn, einen Vortrag gehalten zu genau diesem Thema, im Turmhof in Rösrath, sozusagen in Riechweite der Grünbrücke, die von dem Wolf gequert wurde. Dem Vortrag von Birkhahn ging derjenige von Wolfs-Experte Markus Bathen voraus, der alles zu erzählen hatte, was man zum Wolf erzählen kann. Bathen, aufgewachsen in Rath-Heumar, hatte sich vor 20 Jahren in den Osten aufgemacht um dort zum Wolfs-Experten zu werden, an diesem Freitag hatte er zumindest die Nachricht vom Nachweis eines Wolfes in seiner alten Heimat knapp verpasst.

Wie auch immer, wer meint einen Wolf gesehen oder fotografiert zu haben, oder als Nutztierhalter Fragen hat zu den Schutzmöglichkeiten vor möglichen Übergriffen, der kann sich bei Dietmar Birkhahn melden, unter 0171 474 1228 oder wbd.birkhahn@t-online.de.

Von Justus Siebert

  • Ein Wolf | Symbolbild, Foto: Heiko Anders / NABU
  • Wolfsberater Dietmar Birkhahn bei einem Vortrag am Turmhof in Rösrath, 12.02.2020, Foto: Justus Siebert