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Sa, 15.10.2016, 21:29 Uhr

Panzerwaschanlage: Aktiver Einsatz für Frösche, Molche, Libellen und Wasserfalle

Das Bündnis Heideterrasse entkrautete heute die Panzerwaschanlage, um sie als Wasser-Lebensraum für verschiedene Tier- und Pflanzenarten zu erhalten.

Wenn man vom Parkplatz beim ehemaligen Camp Altenrath / Troisdorf aus in die Wahner Heide spaziert, oder vom Infozentrum Wahner Heide den Rundwanderweg Hühnerbruch-Tour erwandert (der mit der Kanne), kommt man unweigerlich an der ehemaligen Panzerwaschanlage (PWA) vorbei, welche direkt gegenüber der Alten Kölner Straße (Panzerstraße) gelegen ist. Eine rechteckige Betonwanne, eigentlich kein schöner Anblick inmitten der urwüchsigen Heidelandschaft, aber irgendwie gehört sie als Überbleibsel aus der militärischen Vergangenheit mit zur Wahner Heide, und überwachsen wie sie inzwischen ist, hat sie auch etwas Wildromantisches an sich. Es gibt kaum eine Stelle in der Wahner Heide, von der aus man so bequem und garantiert so viel Leben aus nächster Nähe beobachten kann: Teichfrösche (fast das ganze Jahr über, auch jetzt im Oktober haben wir noch welche gesehen), zwei Molcharten, Gelbrandkäfer, Libellen(-Larven), Ringelnattern,...

Naturfotografen wissen diese Location zu schätzen, auch wenn das (erst seit der zivilen Nutzung vorhandene) Holzgeländer stört, doch aus versicherungstechnischen Gründen musste dies in Kauf genommen werden (wir sind hier in Deutschland, und nicht in der Pampa, auch an diesem Flecken nicht). Für Botaniker interessant: das Vorkommen der Wasserfalle (Aldrovanda vesiculosa), eine in Deutschland als ausgestorben geltende Unterwasserart. Und neben zwei weiteren bedrohten Arten mitverantwortlich dafür, dass diese PWA erhalten und nicht zurück gebaut wurde, wie der Rest des belgischen Camps Altenrath.

Die PWA ist also ein ganz besonderer Lebensraum, ein mittelgroßes, das ganze Jahr über nicht austrocknendes fischfreies Gewässer, sowas gibt es in der Wahner Heide sonst kaum mehr. Würde man der Natur jedoch erlauben, sich dieses menschenerschaffene Kleinod zurück zu erobern, würde das Becken nach einigen Jahren verlanden und damit als Gewässer verschwinden. Auch nett, aber auf die Größe der Betonwanne beschränkt weit weniger wertvoll und weniger artenreich als im jetzigen Zustand als Tümpel. Deshalb also betreut das Bündnis Heideterrasse in ehrenamtlicher Tätigkeit in Abstimmung mit dem Eigentümer DBU (Deutsche Bundesstiftung Umwelt) und dem Gebietsbetreuer Bundesforst, dieselbe, um sie als Wasserlebensraum zu erhalten, und zwar seit Anfang 2016.

Im März war der erste Einsatz, der Flutende Schwaden wurde großflächig rausgeholt und die beschattende Strauchvegetation am Beckenrand, v.a. Weiden, zurück geschnitten. Danach war das Gewässer wieder ein Gewässer, zwar aufgewühlt-schlammig, aber Molche und Libellenlarven hatten wieder Platz zum Schwimmen. Blöd nur: Auch ein Stockentenpaar fand das gut und schickte sich an sich hier einzunisten. Das an sich wäre noch nicht blöd gewesen, bis auf die Tatsache, dass die Enten wohl sämtliche schlüpfende Libellenlarven gefressen hätten, dafür umso blöder, dass Spaziergänger in wohlgemeinter Tierliebe diese mit Brot fütterten. Damit hatten wir hier die aus Kölner Parkanlagen wohlbekannten Probleme: das nicht gefressene Brot gammelte unter Wasser und bildete einen Überschuss an Nährstoffen, u.a. mit der Gefahr der Algenbildung. Glücklicherweise sahen die Enten ein, dass die PWA doch nicht als Nistplatz geeignet war, verschwanden, und damit auch das Bitte-nicht-füttern-Problem.

Wer dann so im Juli / August die PWA besichtigt hat, der konnte feststellen, dass selbst die komplett frei gestellten Flächen wieder fast komplett zugewachsen waren. Ein weiterer Einsatz noch in diesem Jahr 2016 war also nötig, um für die frühjährliche Fortpflanzungsphase im kommenden Jahr gute Voraussetzungen zu schaffen. Deshalb also ein weiterer Einsatz im Oktober, nach der finalen Entwicklungsphase von Libellen und Molchen im Spätsommer und vor der Winterruhe. Mit sechs Ehrenamtlern konnten in zwei Stunden die gesteckten Ziele tatsächlich erreicht werden: die Randbeschattung vorne durch Weiden wurde fast komplett zurück genommen, im hinteren Bereich auf ca. drei Meter die Hecke zurück geschnitten, zwecks besserer Besonnung, und fast die gesamte Wasserfläche als solche frei gestellt, v.a. durch Entnahme des konkurrenzstarken Schwadens. Kaum fertig, tauchten auch schon die ersten Teichfrösche wieder auf und genossen die vielleicht letzten warmen Sonnenstrahlen für dieses Jahr. Und auch eine Blaugrüne Mosaikjungfer (eine Libelle, Aeshna cyanea) setzte sich auf einen gerade frei gestellten Wurzelballen am Ufer nieder, um ihre Eier dort abzulegen. Als hätte sie die ganze Zeit darauf gewartet, dass ihr nun endlich der ihr genehme Ablageplatz hergerichtet wird, und die Arbeiter dann endlich verschwinden! 

Jedenfalls, für dieses Jahr ist alles getan, ab dem nächsten Frühjahr wird zu beobachten sein, wie sich alles entwickelt, und dann schauen in welchen regelmäßigen Abständen ein weiterer Einsatz erforderlich sein wird. Es muss davon ausgegangen werden: mindestens ein Einsatz 2017 wird es wohl sein.

  • Ehrenamtler im Einsatz, Foto: Justus Siebert
  • Blaugrüne Mosaikjungfer (Libelle) bei der Eiablage, kurz nach dem Einsatz, Foto: Justus Siebert
  • Die PWA am Morgen vor dem Einsatz, Foto: Justus Siebert
  • Die PWA mittags, nach dem Einsatz, Foto: Justus Siebert