Aktuelle Meldung:

Do, 08.08.2013, 09:44 Uhr

Fortbildungstag 2013 für Ehrenamtler des Projektes Wahner Heide / Königsforst

Am 24. Juli 2013 fand auf Gut Leidenhausen in Köln-Porz zum 2. Mal der Fortbildungstag für die ehrenamtlichen Helfer/-innen des Projektes Wahner Heide / Königsforst statt.

Die "Ehrenamtler" sind in den vier Portalen ein ganz wichtiger Faktor, wenn es darum geht, die Besucher an den Wochenenden und an Feiertagen über Heide und Forst zu informieren. Dafür sollen sie selbst auch bestens informiert und im Projekt gut vernetzt sein. Dem diente dieser Fortbildungstag, den das Forum Wahner Heide / Königsforst e.V. organisiert hatte. In diesem Jahr kamen rund 30 Teilnehmer, unter ihnen auch eine Reihe von Landschaftswarten, die ihren Dienst in der Wahner Heide versehen.

Die Referenten von der DBU Naturerbe GmbH und vom Forum informierten über ihre Ziele, die Vorträge stehen in unserem Downloadverzeichnis abrufbereit. Dem schloß sich eine Exkursion ins Gelände an, über die der nachfolgende Bericht und die Photostrecke berichtet, die wir Jörg Hemptenmacher aus Troisdorf verdanken. Kundige Führer waren Florian Zieseniß vom Bundesforst (BImA) und Dirk Ferber, der als Diplom-Geograph seit vielen Jahren die Ausgleichsmaßnahmen des Flughafen Köln/Bonn betreut und auch das "Monitoring" vornimmt.

Exkursionsbericht (von Dirk Ferber):

Koppel Köln 3: Fortschritte bei der Bekämpfung des Neophyten Späte Traubenkirsche durch Mahd und Beweidung. Die giftige Pflanze wird nur wenig verbissen. In den ersten Jahren ist es daher wichtig, dass die Mahd dann erfolgt, wenn die Traubenkirsche ihre Kraft in den oberirdischen Trieben hat, also zwischen Juni und August. Dies ist hinsichtlich des Artenschutzes nicht optimal, aber wenn man diese sehr konkurrenzkräftige Art ohne den Einsatz von Gift eindämmen möchte, muss der Artenschutz zeitweise zurückstehen. Koppel Köln 3 zeigt den Lohn der Bemühungen: 2013 hat dort die erste Heidelerche gebrütet.

Herr Zieseniß und Herr Dr. Abs erläutern den Konflikt zwischen der DBU-Vorgabe, des Prozessschutzes und der Vorgabe aus der FFH-Richtlinie, bodensauere Eichenwälder entstehen zu lassen. Auch hier ist die Späte Traubenkirsche wieder das Problem, da sie in einigen Waldbeständen im Unterholz alle anderen Arten durch Abschattung absterben lässt. Ich habe dort eine längerfristige Hoffunung aufgezeigt, dass zurzeit ein Anpassungsprozess unserer heimischen Insekten an die Späte Traubenkirsche stattfindet. In den letzten Jahren konnten an den Späten Traubenkirschen der Wahner Heide vermehrt Nachtfalter, Wanzen und Käfer beobachtet werden.

Herfeld / Anflug 24: Hier konnte aufgezeigt werden, dass sich die Erfordernisse des Flughafens einer weitgehenden Hindernisfreiheit im Anflug der Start- und Landebahnen mit naturschutzfachlichen Aspekten vereinbaren lassen. Alleine schon durch Pflegemaßnahmen zur Gewährleistung der Hindernisfreiheit konnten im Herfeld Feuchtheiden und Heidemoore ausgeweitet werden. Davon profitieren auch zahlreiche Arten der Roten Liste wie das Wald-Läusekraut, das 2013 dort mit Tausenden blühenden Exemplaren vorgefunden werden konnte.

In den kommenden Monaten sind weitere Maßnahmen geplant, die offenen Feuchtlebensräume weiter zu fördern. Zwischenzeitlich vom NABU-Köln geäußerte Befürchtungen, dass sich Freistellungsmaßnahmen im Februar 2013 negativ auf die Vogelfauna auswirken könnten, hatten sich nicht bestätigt. Auch die Anzahl der Reviere von Arten der Vorwälder wie Waldschnepfe und Turteltaube blieben in etwa konstant.

Die Prioritätenliste der LANUV ist Basis der Kompensationsmaßnahmen der Flughafen Köln/Bonn GmbH in der Wahner Heide.

Seit 1996 ist die Flughafen Köln/Bonn GmbH verpflichtet für einen m² in Anspruch genommener Fläche auf ihrem Betriebsgelände 4 m² in der Wahner Heide für einen Zeitraum von 30 Jahren zu Pflegen. Herr Zieseniß weist mit dem Finger auf das älteste Gebiet, den Geisterbusch, wo 1996 mit ersten Maßnahmen begonnen wurde.

Der Ehemalige Paradeplatz ist ebenfalls eine Fläche, wo die Hauptaufgabe in der Bekämpfung der Späten Traubenkirsche liegt. Der aus Nordamerika stammende Neophyt wurde noch der in den 1950er Jahren als Beimischung in die Wälder der Wahner Heide gepflanzt.

Zunächst war die Art kein Problem. Seit den 1990er Jahren breitete sie sich stark aus. Einlagerung eines mit der Blausäure verwandten Stoffes machen es sowohl der Insektenwelt als auch den Weidetieren schwer, die Art im Zuwachs zu begrenzen. Wird der Haupttrieb abgeschnitten, folgt hundertfaches Nachtreiben aus den Wurzelausläufern. In den meisten Schutzgebieten wird die Art entweder gar nicht oder mit Gift bekämpft. Auch auf Feuer reagiert die Art mit starkem Nachtreiben.

In einem Naturschutzgebiet verbietet sich der Einsatz von Gift von selbst.

In der Wahner Heide hat es sich bewährt, die Art über mehrere Jahre durch eine bondennahe Mahd in der Hauptwachstumsphase, unter Abtransport des Schnittgutes, zurückzudrängen.

Das ist hier möglich, da die Flughafen Köln/Bonn GmbH verpflichtet ist, Flächen als Ausgleich für Eingriffe auf ihrem Betriebsgelände in einen naturschutzfachlich hochwertigen Zustand zu versetzen und diesen auch zu erhalten.

Im Falle der Bekämpfung der Späten Traubenkirsche kann das für einige Jahre auch mit höheren Kosten bei den Pflegemaßnahmen verbunden sein. Die Entwicklung der Lebensräume mit zahlreichen gefährdeten Arten der Flora und Fauna zeigt jedoch, dass dieser hohe Aufwand gerechtfertigt ist.

  • Die Ehrenamtler im Innenhof von Gut Leidenhausen, am Café Rastplatz
  • Blick auf die Portalausstellung
  • Die Ehrenamtler im Innenhof von Gut Leidenhausen, am Café Rastplatz
  • Florian Zieseniß vom Bundesforst (BImA) erläutert die Maßnamen in der Wahner Heide vor Ort
  • Koppel Köln 3. Dirk Ferber erläutert die Fortschritte bei der Bekämpfung des Neophyten Späte Traubenkirsche durch Mahd und Beweidung.
  • Ehemaliger Paradeplatz, ebenfalls eine Fläche, wo die Hauptaufgabe in der Bekämpfung der Späten Traubenkirsche liegt.
  • Herr Zieseniß weist mit dem Finger auf das älteste Gebiet, den Geisterbusch, wo 1996 mit ersten Kompensationsmaßnahmen des Flughafens begonnen wurde.
  • Herfeld / Anflug 24. D. Ferber zeigt auf, dass sich die Erfordernisse des Flughafens (Hindernisfreiheit im Anflug) mit Naturschutz vereinbaren lassen.
  • Wald-Läusekraut im Herfeld: 2013 mit tausenden blühenden Exemplaren und damit Profiteur der Pflegemaßnahmen.
  • Herr Zieseniß und Herr Dr. Abs erläutern vor Ort den Konflikt zwischen Prozessschutz und FFH-Richtlinien, Problem hierbei: die Späte Traubenkirsche