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Do, 13.09.2012, 20:38 Uhr

Dynamische Zugänge erschließen ein ressourcenreiches und geschichtsträchtiges Gebiet voller Kontraste

Eine Rundfahrt zu den vier Besucherzentren in der Wahner Heide und im Königsforst am 30.8.2012. Von Inga Sprünken.

Bild zur BustourTroisdorf/ Rösrath/ Bergisch Gladbach/ Köln. "Portale  sind Tore - es geht darum, Menschen hineinzuführen. Die Stadt Troisdorf hat hier etwas Fantastisches geschaffen", sagte Frithjof Kühn. Der Landrat des Rhein-Sieg-Kreises war wie viele andere namhafte Politiker und Vertreter der am interkommunalen Projekt der "Regionale 2010", Forum Wahner Heide/ Königsforst e.V., beteiligten Institutionen zur offiziellen Vorstellung der vier in das Landschaftsschutzgebiet führenden Besucherzentren gekommen. Bei der Rundfahrt, beginnend am Portal Burg Wissem in Troisdorf, ging es darum, sich ein Bild von den jeweils in historischen Gebäuden untergebrachten Ausstellungen machen.

Als wichtigste Zugänge zur Wahner Heide und zum Königsforst sind Burg Wissem in Troisdorf, der Turmhof in Rösrath, Forsthaus Steinhaus in Bergisch Gladbach und Gut Leidenhausen in Porz selbst nicht Teil des Schutzgebietes, das zu den bedeutendsten in Nordrhein-Westfalen zählt. Sie  befinden sich im Übergang von den umliegenden Städten her. Deshalb heißt das Projekt auch der "grüne Schatz im Ballungsraum". Meist gut an den öffentlichen Personennahverkehr und das Straßennetz angebunden, gewährleisten die Portale einen bequemen Zugang in den auch der Naherholung dienenden Naturraum. Nur für Gut Leidenhausen in Köln-Porz muss die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr noch verbessert werden.

2.200 Hektar der Wahner Heide gehören der gemeinnützen Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, der DBU Naturerbe GmbH, die zusammen mit dem Forum und der NRW-Stiftung zu der Rundfahrt eingeladen hatte. DBU-Generalsekretär, Dr. Fritz Brickwedde, der auch Geschäftsführer der DBU Naturerbe GmbH ist, war denn auch eigens aus Osnabrück, dem Sitz von Europas größter Umweltstiftung, angereist. Von einem modernen Anbau führt das Portal Burg Wissem direkt in die Heide."Dies ist ein neues Kapitel der Zusammenarbeit mit der Bundesstiftung Umwelt", sagte er und verwies auf die knapp 1.300 Projekte, die die Stiftung mit 200 Millionen Euro bisher in Nordrhein-Westfalen unterstützt hat. Bei der Stiftung stünde die Projektförderung im Mittelpunkt. In der Wahner Heide sei die DBU Naturerbe GmbH als Flächeneigentümerin aber jetzt langfristig vor Ort aktiv.

Nach Begrüßung durch Troisdorfs Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski hob Hans-Peter Lindlar, Ex-Regierungspräsident und Vorsitzender des Vereins Forum Wahner Heide/ Königsforst, die Bedeutung des Gebiets für die Region hervor. Er sprach aber auch von den Spannungen, die bei der großen Bevölkerungsdichte von 1,3 Millionen im direkten Umfeld entstehen können. Professor Dr. Wolfgang Schumacher, Vize-Präsident der NRW-Stiftung, fand es wichtig, dass man Menschen in die Natur hineinführt und lobte das Projekt: "Wer so einen Schatz vor der Haustür hat, ist gut beraten, sich dafür einzusetzen."

Ausstellungen erklären das Naturschutzgebiet

Um "Geschichte und Geschichten" der Wahner Heide, die direkt hinter der Burg Wissem in Troisdorf beginnt, geht es in der ersten Station der Rundreise. Ulrike Tesch, Amtsleiterin des Grünflächen- und Umweltamtes Troisdorf, führte zusammen mit Beate von Berg in die in einzelne Module aufgeteilte, interaktive Ausstellung ein. Die Ausstellungen in den Portalen umfassen, wie hier in Troisdorf, verschiedene Module, die interaktiv bedient werden können.Dort werden Bodenfunde aus der Steinzeit wie Pfeilspitzen oder Altenrather Töpferwaren ebenso veranschaulicht wie die Militärgeschichte des Standortes. Auch die Themen Menschen und Herrschaftssitze, Hund und Herrchen oder die Jagd sind Themen der Ausstellung.
Eine betretbare, interaktive Landkarte zeigt in allen vier Ausstellungen die Heide und den angrenzenden Königsforst. Zu dem von der DBU geförderten Grundbaustein gehört außerdem eine an der Decke angebrachte Deutschlandkarte, die alle 33 DBU-Naturerbeflächen vorstellt.

Dass die Wahner Heide nach dem Abzug der belgischen Streitkräfte 2004 nur mit menschlicher beziehungsweise tierischer Hilfe erhalten bleiben kann, erfuhren die Teilnehmer auf dem Weg zum nächsten Portal. Bei einem Stopp im Geisterbusch stellte Diplom Geograph Dirk Ferber das Beweidungsprojekt des Flughafens Köln/Bonn vor. Als Ausgleichsmaßnahme für Eingriffe des Flughafens in die Landschaft finanziert der seit den 90er Jahren verschiedene Viehherden, die dafür Sorge tragen, dass die Heide nicht mit Birken und Farnen zu wuchert. Eine Attraktion sind dabei die Wasserbüffel an den Hasbacher Wiesen. Deren Besonderheit, nämlich ihre Vorliebe für Wasser, lässt sie für einen Einsatz in Feuchtgebieten perfekt erscheinen. "Rinder und Ziegen machen einen Bogen darum", sagte Ferber. Wasserbüffel beweiden seit 24 Monaten Feuchtgebiete in der Wahner Heide.So suhlen sich seit 24 Monaten 13 Wasserbüffel in den Fahrspurgewässern der Wahner Heide.

Die Glanrinderherde von Stefan Mohr begrüßte die Besucher indes am nächsten Portal, dem Turmhof. Direkt neben dessen Glanrinderhof gelegen gibt es dort auch Produkte wie Käse und Wurst zu kaufen. Von dessen Geschmack konnte sich Delegation gleich selbst vor Ort überzeugen. Und auch die Heidebibliothek findet sich in dem früheren Hofgut, das Landrat Dr. Hermann-Josef Tebroke vom Rheinisch-Bergischen Kreis als stolzer Hausherr vorstellte.

"Hier erleben Sie Natur im Wandel", verwies der Rösrather Bürgermeister Klaus Mombauer auf das Ausstellungsthema "Dynamik". "Wir wollen  hier sichtbar machen, was es nicht mehr gibt", erklärte Norbert Hanf von der Unteren Landschaftsbehörde bei der Führung durch die Räume. Das Ausstellungskonzept - wenig Texte und ein interaktiver Zugang -  erklärte Holger Sticht vom Bündnis Heideterrasse. Die im selben Gebäude seit kurzem untergebrachte Biologische Station des Rheinisch Bergischen Kreises stellte deren Leiter, Frank Herhaus, vor. Horst Becker, parlamentarischer Staatssekretär im Umweltministerium des Landes, hatte sich ebenfalls hier eingefunden und ließ sich wie die anderen Teilnehmer in der dort ansässigen Greifvogelstation von einem zahmen Milan begeistern.

Als das "schönste aller Portale" bezeichnete der Bergisch Gladbacher Bürgermeister Lutz Urbach das in seinem Amtsbezirk am Nordostrand des Königsforst gelegene Forsthaus Steinhaus, der nächsten Station der Fahrt. Das Forsthaus Steinhaus eröffnete als erstes Portal in den Königsforst im Juni 2011."Über 7.000 Menschen haben das Portal schon besucht", verkündete er stolz bei der Ankunft im historischen Forsthaus, das als erstes Besucherzentrum als Zugang zum Königsforst bereits im Juni 2011 eröffnet worden war. Dessen Hausherren, der Regionalforstamtsleiter Günter Dieck und Forstdirektor Jörg Fillmann, erzählten von der Geschichte des 1403 erstmals urkundlich erwähnten Gebäudes und verwöhnten die Gäste mit Wildgulaschsuppe. Passend zum seit Jahrhunderten im ehemaligen Jagdgebiet des Königs dominierenden Thema Wald und Holzwirtschaft widmet sich die dortige interaktive Ausstellung in einem modernen Anbau des Forsthauses dem Thema "Ressource".

Um "Kontraste" geht es schließlich an der letzten Station der Rundfahrt, Gut Leidenhausen in Köln-Porz. Dort begrüßten der Kölner Bürgermeister Manfred Wolf und der stellvertretende Vorsitzende des Portalvereins, Heribert Resch, die Gäste. Das ehemals "elegante Gehöft", wie es der Architekt Thomas Luczak bezeichnete, wird heute als Betriebshof der städtischen Forstverwaltung genutzt. Außerdem haben hier die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Köln e.V. mit der Waldschule, der NABU Köln e.V., der Freundeskreis Haus des Waldes e.V., die Kölner Jägerschaft e.V., der Interkommunale Arbeitskreis Wahner Heide e.V. und der Porzer Bienenzuchtverein ihren Standort.

"Als hervorragendes Vorzeigeobjekt wird das Portal im Mai 2013 eröffnet", kündigte der Bürgermeister die noch im Erstehen begriffene Ausstellung an, die in den früheren Stallungen untergebracht werden soll. Durch die führte der Geschäftsführer des Portalvereins und zugleich Leiter des städtischen Forstbetriebes, Markus Bouwman, und erklärte, dass die Ausstellung als einzige mobil sein wird. Die Tenne soll nämlich multifunktional sein und auch für andere Veranstaltungen wie Feiern genutzt werden können. Die Bewirtschaftung mit Catering und Veranstaltungsmanagement wird das ebenfalls im Bestehen begriffene "Café Rastplatz", das der Internationale Bund (IB), eine Qualifizierungsgesellschaft, betreibt, übernehmen. 

Das Zusammentreffen der (nicht nur) idyllischen Natur mit den "Segnungen der Zivilisation", spiegelt nach Bouwmans Aussage das Thema der Ausstellung "Kontraste" wieder: In der Tenne von Gut Leidenhausen in Porz soll eine mobile Ausstellung entstehen.Ein Flugzeugschatten soll in den Ausstellungsräumen mit Tiergeräuschen verbunden werden - ein Hinweis auf die in unmittelbarer Nähe landenden und startenden Maschinen des Flughafens Köln/Bonn und die ebenfalls dort befindliche Zugroute der Kraniche. "Wir freuen uns, dass heute alle zusammengekommen sind, die das Projekt voranbringen", fasste Forums-Vorsitzender Hans Peter Lindlar zusammen, bevor die Gäste an Kaffeetischen unter schattigen Kastanienbäumen Platz nahmen.

  • Viele namhafte Politiker und Vertreter der am interkommunalen Projekt beteiligten Institutionen nahmen an der Rundfahrt durch die Besucherzentren teil.
  • Landrat Frithjof Kühn (l.) und Troisdorfs Bürgermeister Klaus-Werner Jablonsky begrüßten die Teilnehmer im Portal Burg Wissem.
  • Hans-Peter Lindlahr bei seiner Begrüßungsrede, der Dr. Fritz Brickwedde (r.), DBU-Naturerbe-Geschäftsführer interessiert folgte.
  • Professor Dr. Wolfgang Schumacher, Vize-Präsident der NRW-Stiftung, lobte das Projekt.
  • Ulrike Tesch, Amtsleiterin des Grünflächen- und Umweltamtes Troisdorf, berichtete von dem Aufbau des Portals Burg Wissem.
  • Die Ausstellungen in den Portalen umfassen, wie hier in Troisdorf, verschiedene Module, die interaktiv bedient werden können.
  • Beate von Berg ist die Ansprechpartnerin für die Besucher im Portal Burg Wissem.
  • Die Ausstellungen in den Portalen umfassen, wie hier in Troisdorf, verschiedene Module, die interaktiv bedient werden können.
  • Von einem modernen Anbau führt das Portal Burg Wissem direkt in die Heide.
  • Der Rösrather Bürgermeister Mombauer (M.) erzählte aus der der Geschichte des Turmhofs. Rechts H. Becker, Staatssekretär im NRW-Umweltministerium.
  • Im Portal Turmhof ist auch die Heidebibliothek, ein Hofladen, die Biologische Station und eine Greifvogelschutzstation untergebracht.
  • Die im Turmhof untergebrachte Biologische Station des Rheinisch Bergischen Kreises stellte dessen Leiter, Frank Herhaus, vor.
  • Forums-Geschäftsführer Michael Jäger moderierte die Fahrt zu den einzelnen Stationen.
  • Fritz, ein zahmer Milan, war der Star in der Greifvogelschutzstation im Turmhof.
  • Die Delegation ließ sich von einem zahmen Milan in der Greifvogelschutzstation begeistern.
  • Stefan Mohr präsentierte seine Glanrinderherde am Portal Turmhof in Rösrath.
  • Wasserbüffel beweiden seit 24 Monaten Feuchtgebiete in der Wahner Heide.
  • Dipl. Geograph D. Ferber (M.) stellte das Beweidungsprojekt des Flughafens Köln/Bonn im Geisterbusch vor, neben ihm M. Jaeger und Landwirt S. Mohr.
  • Die Delegation wurde von Regionalforstamtsleiter Günter Dieck (vorne r.) im Forsthaus Steinhaus begrüßt.
  • Dem Thema Wald und Holzwirtschaft widmet sich die Ausstellung in einem modernen Anbau des Forsthauses.
  • Der Berg. Gladbacher Bürgermeister Urbach und Regionalforstamsleiter Dieck sowie Forstdirektor Fillmann begrüßten die Delegation im Forsthaus.
  • Das Forsthaus Steinhaus eröffnete als erstes Portal in den Königsforst im Juni 2011.
  • Das Forsthaus Steinhaus eröffnete als erstes Portal in den Königsforst im Juni 2011.
  • Der Kölner Bürgermeister Wolf (M.) und der stellv. Vorsitzende des Portalvereins, Resch (3.v.l.), begrüßten die Gäste auf Gut Leidenhausen.
  • Die Stallungen von Gut Leidenhausen werden derzeit noch umgebaut.
  • In der Tenne von Gut Leidenhausen in Porz soll eine mobile Ausstellung entstehen.
  • Der Geschäftsführer des Portalvereins und Leiter des städtischen Forstbetriebes, Markus Bouwman, erklärte, wie die Ausstellung aussehen wird.